Nationalmannschaft
Thilo Kehrer: Ungeliebte Position und viele Fragen nach Lionel Messi

Rückt durch die Verletzung von Robin Gosens wieder in den Fokus der Nationalelf: Thilo Kehrer von Paris Saint-Germain
© Alexander Hassenstein / Getty Images
Thilo Kehrer hat in der Nationalmannschaft aktuell zwei neue Jobs: Er muss auf der linken Abwehrseite aushelfen und Fragen nach Lionel Messi beantworten, seinem neuen Mitspieler bei Paris Saint-Germain.
Es gibt ein Puzzle beim Deutschen Fußball-Bund, das spielen sie schon seit sieben Jahren. Nicht etwa, weil es den Beteiligten soviel Spaß machen würde, sondern weil keines der zur Auswahl stehenden Teile so richtig passt in die Lücken.
Nationalmannschaft: Abwehr-Puzzle weiter ungelöst
Gosens ragte bei der missratenen EM 2020 positiv aus dem DFB-Team heraus; er war die Entdeckung des Turniers aus deutscher Sicht. Gosens verteidigte nicht nur zuverlässig, sondern trieb mit seinen Sprints an der Außenlinie immer wieder das Angriffsspiel an. Beim 4:2 im Vorrundenspiel gegen Portugal erzielte er ein Tor und wurde später als “Star oft the Match” ausgezeichnet.
Thilo Kehrer: Wieder ein “Ochse” für die linke Seite
Tatsächlich hat Kehrer eine erstaunliche Entwicklung genommen. Als er von Schalke für 37 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain im Sommer 2018 wechselte, tat er sich anfangs schwer beim französischen Hauptstadtklub. Oft wirkte er nervös, ihm unterliefen fatale Flüchtigkeitsfehler – er war nicht der ruhende Pol in der Abwehr, den sich der damalige Trainer Thomas Tuchel erhofft hatte.
Doch Kehrer, von Teilen der französischen Presse schon als Fehleinkauf abgestempelt, kämpfte sich zurück. Unterließ die riskanten Ausflüge ins offensive Mittelfeld und beschränkte sich auf solide Abwehrarbeit.
Für die EM nicht berufen
Seine Leistungssteigerung in Paris fiel Joachim Löw zwar auf, er nominierte Kehrer aber nicht für die EM in diesem Sommer. An Robin Gosens, der die italienische Liga aufgewirbelt hatte, kam Kehrer einfach nicht vorbei.
In Paris erfährt er nun mehr Wertschätzung als in der vergangenen Saison. Zwei Spiele verpasste er zuletzt wegen einer Erkältung, doch Trainer Mauricio Pochettino baut auf ihn. Der interne Druck bei PSG ist allerdings gewaltig, wie Kehrer am Donnerstag berichtete: “Es herrscht große Konkurrenz. Ich lerne jeden Tag etwas dazu.”
Das liegt vor allem daran, dass Kehrer im Training von den wohl besten Angreifern der Welt herausgefordert wird: Messi, Neymar und Mbappé stürmen für Paris, das von der Investorengruppe Qatar Sports Investments (QSI) üppig unterstützt wird. Allein für die Verpflichtung des Brasilianers Neymar vom FC Barcelona gab man 2017 etwa 220 Millionen Euro aus.
Wie ist denn Messi so?
Kehrers prominente Mitspieler in Paris sind ein großes Thema, auch im Kreis der deutschen Nationalmannschaft. Wie Messi denn so sei, werde er immer wieder gefragt, berichtet Kehrer und hat eine äußerst unspektakuläre Antwort parat: “Ganz normal. Er ist ein einfacher Typ und sehr bodenständig.”
Ende nächster Woche wird Kehrer wieder in Paris versuchen, Messi den Ball abzujagen im Training. Dagegen dürften seine Jobs gegen Rumänien und Nordmazedonien ein Kinderspiel sein – selbst auf der ungeliebten Position hinten links.